20:30 Uhr
Deutschland 2013
Regie Hannes Stöhr („Berlin is Germany")
DarstellerInnen: Christoph Bach, Walter Schult--
heiß, Inka Friedrich, Ulrike Folkerts, Schau-
spieler des Theater Lindenhof u.a.
Laufzeit: 97 min.
freigegeben ohne Altersbegrenzung
Das Familienunternehmen „Bogenschütz & Söhne" mit Sitz im schwäbischen Hechingen baut seit Generationen zuverlässige Textilmaschinen. Doch seit einiger Zeit bleiben die großen Aufträge aus; die asiatische Konkurrenz ist wohl um Einiges billiger. Der mittelständige Betrieb gerät in arge Schieflage und Junior Michael Bogenschütz ist der Ansicht, dass der marode Betrieb nur noch durch eine kräftige Finanzspritze gerettet werden kann. Durch diverse Patente wäre er immerhin ein durchaus lohnendes Objekt für die asiatische Konkurrenz und so fädelt der umtriebige Geschäftsführer hinter dem Rücken des Seniors heimlich die Verhandlungen ein. Doch trotz seines hohen Alters kriegt Vater Paul mehr mit als dem Sohnemann lieb ist. Kurzerhand legt er sein Veto ein: „Finger weg vom Chinesen!" proklamiert er und zitiert, auch anlässlich seines 90. Geburtstags, die beiden Töchter als Unterstützung herbei. Denn immerhin haben auch diese eine Stimme...
Nein, keine zweite „Kirche bleibt im Dorf" betont Regisseur Hannes Stöhr. Schwäbisch und komisch sei sein Film zwar ebenfalls, doch wolle er diese Ode an den Mittelstand als „Parabel auf die Globalisierung" verstanden wissen sowie als „neuen Umgang mit der Heimat". Sein Konzept geht durchaus auf, denn Stöhr nimmt die Problematik ernst: Da gibt es echte Sorgen, etwa um die langjährige Belegschaft oder das drohende Einknicken der Banken. Für die komischen Elemente sorgt indes das sorgfältig und typadäquat ausgesuchte Figurenkabinett. Der 89-jährige Volksschauspieler Walter Schultheiß ist die Idealbesetzung für den schwäbischen Grantler mit harter Schale und goldenem Herzen.
Erwähnenswert übrigens auch die überaus prächtigen Bilder rund um den Hohenzollern, wo Regisseur Stöhr selbst aufgewachsen ist. Dies erklärt sicher auch den angenehm ungekünstelt ausfallenden schwäbischen Dialekt. Eine frisch erzählte, eindrucksvoll fotografierte und überzeugend gespielte Tragikomödie der unterhaltsamen Art.