20:00 Uhr
von John von Düffel
In dieser Hommage an Deutschlands ersten »Comedian«, der mit Schalk, intelligentem Humor und Freude an Sprachspielereien dadaistische Form mit lebenskluger Ironie und einem Hauch von Melancholie verband und der in seinen Filmen wie auf der Bühne häufig selbstironisch die Rolle des netten, leicht verwirrten Durchschnittsbürgers verkörperte, gibt sein größter anatolischer Fan, für den der Komiker zum Inbegriff deutscher Kultur geworden ist, am Goethe-Institut Istanbul einen Kurs für Auswanderungswillige, der ihnen dank des vielsagenden Anschauungsmaterials zum besseren Verständnis des Deutschseins und zur schnelleren Integration in Deutschland verhelfen soll: »Deutsch sprechen, denken und handeln am Musterbeispiel Heinz Erhardt«!
Der fiktive Ahmet Erhardt erzählt dabei die Integration seines Vaters und seiner Familie als komplette »Deutschwerdung«. Dabei wird der klassische Musterdeutsche Heinz Erhardt selbst zu seinem Vater. Tatsächlich war Erhardt, gebürtig aus Riga, in gewissem Sinn auch ein Immigrant, dessen Deutsch immerhin so weit »anders« war, dass es ihn zu seinem fantasievollen Sprachwitz inspirierte.
Während viele authentische biografische Details von Heinz Erhardt wie auch verfremdete Motive aus der Biografie des Schauspielers Murat Yeginer einfließen, ist doch der eigentliche künstlerische Kern des Stücks die durchaus tragikomische Geschichte von der absoluten Einsamkeit des Komikers auf der Bühne, dessen Komik und darstellerisches Potential sich aus der Sehnsucht nach Anerkennung speist.
Regie: Ingo Putz
Bühne/Kostüme: Britta Langanke
Video: Andreas J. Etter
Mitarbeit: Isabelle Yeginer
Mit: Murat Yeginer als Ahmet Erhardt
Üzgür, der Partner am Klavier: Christoph Iacono
Co-Produktion von Staatstheater Oldenburg und Theater Pforzheim