20:00 Uhr
Dokumentarfilm
Deutschland 2013
Regie: Judith Keil
und Antje Kruska
Laufzeit: 96 min.
freigegeben o.A.
Dies soll nun das ?Paradies" sein? ? Die drei Flüchtlinge Farid, Abdul und Brian sind in einem Asylantenheim in der brandenburgischen Kleinstadt Bad Belzig gestrandet und warten hier bereits seit einiger Zeit auf Zeichen, dass es weitergeht. Farid musste ohne Frau und kleinen Sohn aus dem Iran fliehen, weil er bei einer Demonstration gegen die Regierung auffällig wurde. Abdul, der Ex-Soldat aus dem Jemen, stammt ursprünglich aus einer hochrangigen Familie und betont bei jeder Gelegenheit gerne, dass er ein Scheich ist. Vor sieben Jahren gab es eine Verschwörung gegen ihn und er wurde angeschossen, woraufhin er sein Land verließ. Brian aus Kamerun schließlich sucht in Deutschland einfach ein besseres Leben und muss ernüchtert feststellen, dass nicht die Flucht, sondern der Alltag mit all seinen Einschränkungen eine harte Prüfung ist.
Drei Schicksale mit offenem Ausgang. Obwohl die Männer im gleichen Heim leben, kreuzen sich ihre Wege auf der Leinwand nicht. Auch Interviews bleiben ausgespart. Die beiden Regisseurinnen haben ihre einzelnen Protagonisten und deren resolute Sozialarbeiterin Rose Dittfurth einfach über einen Zeitraum von zwei Jahren begleitet: bei deren Versuchen, die Sprachregelungen der Arbeitsagentur zu verstehen, den Behördendschungel zu durchschauen und ihren ganz normalen Alltag zu organisieren. Neben einem Einblick in die Mühsal der Amtsgänge und in die Langweile des Lebens im Asylbewerberheim fördern sie auch immer wieder Momente der Absurdität und der Komik zutage. Fein beobachtete Augenblicke wie diese halten die Balance zwischen intimem Porträt und gesellschaftlich engagierter Dokumentation. Mit viel Empathie ihren Protagonisten gegenüber werben sie für eine Sache, die eigentlich selbstverständlich sein sollte: den einzelnen Menschen hinter den anonymen Zahlen der Asylantenstatistik zu sehen. Gleichwohl rücken sie die humorvollen Seiten des Aufeinanderprallens der Kulturen in den Mittelpunkt. Wenn sich unterschiedliche Vorstellungen treffen, gilt es, die gemeinsame, menschliche Perspektive zwischen Arbeit, Bildung, Kontakten und Sinnsuche zu finden.
Der Film erhielt beim Festival für Dokumentar- und Animationsfilm in Leipzig den Preis des Goethe-Instituts.
Fr 26.09. 20.00 Uhr (7,00 ?)
im Anschluss: Diskussion mit Gästen