18:00 Uhr
Deutschland 2013
Regie: Johannes Naber
DarstellerInnen: Devid Striesow, Sebastian
Blomberg, Katharina Schüttler
Laufzeit: 96 min.
freigegeben ab 12 Jahren
Sie sind ein eingespieltes Team: Frank Öllers und Kai Niederländer. Seit Jahren reisen die beiden Unternehmensberater um die Welt, treffen in sterilen Konferenzräumen auf Kunden unterschiedlicher Art und machen ihnen die immer gleichen Vorschläge: Umstrukturieren, Sparen, die Produktion in noch billigere Länder verlegen. Die Abende verbringen die beiden Herren in ihren mal funktional, mal feudal eingerichteten Hotelzimmern, möglichst weit weg von der Welt da draußen: den dreckigen, verkommenen Hauptstädten der so genannten Dritten Welt. Privatleben? Niederländer hat gar keins, lebt nur für den Job und die Karriere; Öllers telefoniert sporadisch mit der Ehefrau, um sich eher widerwillig und genervt die neuen Schauergeschichten des Neurodermitis-geplagten Sohnes anzuhören. In diese Welt tritt Bianca März, eine junge Kollegin, die noch so etwas wie Ideale hat und die glaubt, mit ihrer Arbeit die Welt verändern zu können. Angesichts des Zynismus ihrer beiden Kollegen stockt ihr allerdings schon bald wiederholt der Atem: Witze über Bürgerkriege, Terroranschläge und Witwenverbrennungen sind in deren Sprüchen an der Tagesordnung. Untergebene werden miserabel behandelt, für die Ereignisse der echten Welt interessiert man sich nicht. Doch während draußen (wo sind wir doch gerade? ? Lagos/ Manila?) Bürgerkrieg herrscht, sorgen sich Öllers und Niederländer in den klimatisierten Räumen ihres Hotels um ihre Zukunft: Die Firma soll nämlich verkauft werden...
Nicht ein einziges Mal verlässt die Kamera die Hotelräume, künstliche Welten, in denen nur die Hautfarbe der Angestellten eine Ahnung davon vermittelt, in welchem Land bzw. welchem Erdteil man sich gerade befindet. Blicke aus dem Fenster gibt es wenig. Ebenso stilisiert wie die Kulissen sind auch die drei Charaktere, die hier aufeinandertreffen. Ihre Äußerungen über Geld und Sex spiegeln ihre bitterböse Gier nach Macht. So richtig nachvollziehen kann ebendiese Gesinnung und die daraus erwachsenden Handlungen allerdings wohl nur derjenige, der in solche Art Finanzwelten zumindest schon einmal reingeschnuppert hat. Auf drastische Weise nämlich seziert das Drehbuch die Abgründe des modernen Kapitalismus, legt den Finger nicht lediglich auf die Wunden, sondern stochert genüsslich in ihnen herum.
Do 03.07. bis Sa 05.07. 18.00 Uhr (7,00 ?)