18:00 Uhr
Dokumentarfilm, Deutschland 2013
Regie: Stefan Kolbe und Chris Wright
Laufzeit: 90 min.
freigegeben ohne Altersbegrenzung
?Zwei Dinge muss ein Jeglicher für sich selbst schaffen ? sein Glauben und sein Sterben". Dieses Luther-Wort schicken die beiden Dokumentarfilmer Stefan Kolbe und Chris Wright ihrem Film über evangelische Pfarrer in der Ausbildung voraus. Im Mittelpunkt steht eine Gruppe junger ostdeutscher Vikare und Vikarinnen Ende 20, die nach Abschluss ihres Theologiestudiums erste Erfahrungen in der Praxis sammeln. Parallel zum Einsatz in den Gemeinden treffen sie sich im Predigerseminar in Wittenburg. Dort wollen sie ihre Erlebnisse reflektieren, an ihren praktischen Fähigkeiten wie Gesang und Rhetorik arbeiten und ?mit sich selbst ins Reine kommen", was nicht lediglich die Klärung offener Fragen bedeutet, sondern existenzielle Dimensionen ins Spiel bringt. Die acht mal zwei Wochen dauernden Kurse dienen sowohl der persönlichen Selbstklärung als auch der Artikulation des individuellen Glaubens; am Ende des Vikariats sollen ?reife" Persönlichkeiten ordiniert werden.
Ein Jahr lang sind Kolbe und Wright der Gruppe gefolgt. Distanziert dokumentieren sie deren Ausbildung sowie die alltäglichen Abläufe des Seminars, gehen aber auch mit den Pfarrer-Anwärtern ins Gespräch. Dabei werden Themen wie Glaube, Liebe, Geborgenheit und Lebenssinn diskutiert, sowie die große Frage, die jeden beschäftigt: Gibt es ein Leben nach dem Tod?.
Die beiden Filmemacher selbst verstehen sich dezidiert als atheistisch und bringen das auch aktiv ein, was den sensiblen Porträts der angehenden Pfarrer eine konstruktiv-neugierige, wohltuend moderne Distanz verleiht. So geht es über die zentralen Themen hinaus neben der protestantischen auch um die Grundhaltung der Filmemacher. Bei den Antworten gibt es kaum gestanzte Theologensätze, eher stockende Versuche, Pausen, intime Nachdenklichkeit. Die Filmemacher sind wesentlicher Teil der Begegnung, die auf gegenseitigem Vertrauen basiert.
?Pfarrer" ist ein extrem reicher, vielgestaltiger und zugleich äußerst kurzweiliger Film, der sich mit bewundernswerter Gelassenheit auf seine Protagonisten einlässt.
Mo 12.05. bis Mi 14.05. 18.00 Uhr (7,00 ?)