20:00 Uhr
»Darüber spricht man nicht« – über den Tee in der Tastatur, über eingesaugte Socken oder Nachbarn mit Turbolaubbläser. Adrienne Braun schaut auf Dinge, die öffentlich nicht verhandelt werden, obwohl sie Leben und Laune maßgeblich beeinflussen. Es sind Episoden aus den Niederungen des Alltags, Anekdoten über Menschen, Marotten und Misslichkeiten. Doch hinter der Banalität steckt mehr als unterhaltsame Lektüre. Adrienne Braun leuchtet die menschliche Psyche aus und spürt Kleingeist und Großmannssucht auf, Eitelkeiten und Gemeinheiten – selbstverständlich auch bei sich selbst. Dabei geht es letztlich immer auch um Kommunikation und Sprache, Wortgeklingel, Phrasen, Neu- oder Bürokratendeutsch.
So schaut die Autorin ihren Mitmenschen »aufs Mundwerk, aufs Maul« – und blickt mitunter direkt in ihre Seele. Da mag es manchmal düster sein, aber Adrienne Braun hat das probate Mittel gefunden, um die Höhen und Tiefen inden Griff zu bekommen: Witz und Frechheit.
1966 in Wiesbaden geboren, wollte ans Theater und hatte bereits im Schultheater ihre erste tragende Rolle – als Bauchladenträgerin. Nach dem Abitur wurde sie Requisiteurin, dann Regieassistentin für Neue Musik am Staatstheater Stuttgart. Studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft in Stuttgart und hat sie sich doch für den Journalismus entschieden und bei der Stuttgarter Zeitung volontiert.
Sie arbeitet als Kunst- und Theaterkritikerin für die Süddeutsche Zeitung, die Zeitschriften ART und Deutsche Bühne – und vor allem für die Stuttgarter Zeitung. Und in der StZ erscheinen auch ihre bei einer großen Leserschaft ob ihrer Leichtigkeit und ob ihres Sprachwitzes sehr wohlgelittenen Kolumnen – samstags in der Wochenendbeilage.