20:00 Uhr
Der Teufel prüft uns ständig
Joseph Roths HIOB als szenische Lesung
Manchmal geht es nicht mit rechten Dingen zu. Nach einer von Krankheitsfällen und Verletzungen heimgesuchten letzten Spielzeit, in der dank eines einsatzbereiten und enorm flexiblen Ensembles Unmögliches möglich gemacht wurde und Umbesetzungsproben zur Selbstverständlichkeit wurden, mussten die Beteiligten in der letzten Produktion der Spielzeit dann doch die Segel streichen.
Bei den Proben zu ADAMS ÄPFEL verletzte sich der Schauspieler Stephan Lohse während einer der vielen szenischen Machtkämpfe zwischen Adam und Ivan leider so schwer, dass die Produktion abgebrochen und auf diese Spielzeit verschoben werden muss.
Dabei ist es Ironie des Schicksals, dass es ausgerechnet den Darsteller des Ivan erwischte. Genau wie Ivan haben wir beschlossen, den Kampf gegen alle Widrigkeiten aufzunehmen und den Glauben an das Gute nicht aufzugeben: Also probten wir erneut ADAMS Äpfel, das diesmal am 30.März auch glücklich zur Premiere kommt.
Die biblische Hiobgeschichte ist nicht nur das Hauptmotiv im Kampf zwischen Adam und Ivan, sondern auch Grundlage von Joseph Roths einfachem Dorfschullehrer Mendel Singer, der mit seiner Familie ein bescheidenes Leben führt – bis das vierte Kind „verkrüppelt“ geboren wird. Von nun an wird Mendel seines Lebens nicht mehr froh. Wie sein biblischer Vorgänger duldet er Schicksalsschlag auf Schicksalsschlag:
Als die Söhne einberufen werden, desertiert der eine nach Amerika, während der andere sich ins Soldatenleben stürzt und seine Wurzeln verleugnet.
Die Tochter wird Kosakenhure, und die Mendels flüchten mit ihr in die neue Welt. Menuchim müssen sie zurücklassen. Entwurzelt, sich selbst den Verrat an seinem Sohn nicht verzeihend, voller Sehnsucht nach der alten Welt, verliert Mendel alles und jeden – bis auf sein Leben.
Da beginnt er mit Gott abzurechnen. Lange Jahre hadert Hiob mit Gott, aber von Freunden gestützt hält er durch – bis am Ende doch noch ein Wunder geschieht.
Eberhardstr. 6
72072 Tübingen