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Ein Flaneur, wie er jetzt im Buche steht ? Peter Hein,
<br/>Mitbegründer des deutschen Punk, Songtexter,
<br/>Sänger der »Fehlfarben« und nun auch
<br/>Schriftsteller, ist/war viel unterwegs. 1980 <br/>schrieben
<br/>»Fehlfarben« mit ihrem Album »Monarchie und
<br/>Alltag« Musikgeschichte. Ohne Atempause zeigte die
<br/>Band mitten im NDW-Boom, dass deutsche Texte
<br/>nicht zwingend müde plätschernder Schlager sein
<br/>mussten.
<br/>Mit seinen fünfzig Jahren ist er nun aktiver denn je
<br/>und nutzt jede Gelegenheit zur entspannten
<br/>Erkundung: Die Kneipe, das Museum, diese Straße
<br/>und jener Platz ? Von A wie Augsburg bis Z wie
<br/>Zürich hat er deshalb inzwischen viel gesehen, viel
<br/>zu erinnern, viel zu loben und vieles zu benörgeln.
<br/>Was war in Berlin? Wie kommt man nach Tuttlingen?
<br/>Was zeichnet ein Scheißkaff aus? Und wo gibt es
<br/>das nächste Bier in bester Umgebung?
<br/>Peter Heins schweifende Wegbeschreibungen sind
<br/>leger und präzise, negativ erhellend und positiv
<br/>stimmend, poetisch, witzig, persönlich. Mal wütend,
<br/>mal milde betrachtet er ausgewählte Schönheiten und <br/>Schrecknisse mit scharfgestelltem Blick.
<br/>
<br/>»Ein höchst lesenswertes Buch über Deutschland,
<br/>in dem sich ein ?fremder?, fast stadtsoziologisch
<br/>kühler Blick mit Geschichtsbewusstsein verbindet.
<br/>Dabei läuft Hein dort zur Bestform auf, wo er
<br/>Hasslieben freien Lauf lassen kann. Alles in allem:
<br/>ein kleines, feines Gegenwartsbuch, ein lehrreicher
<br/>Cicerone in rheinisch-antikapitalistischer Lo-Fi-
<br/>Ästhetik, die glossa continua eines Zeitgenossen im
<br/>wahren Sinne des Wortes.«
<br/>Richard Kämmerlings, Frankfurter Allgemeine
<br/>Zeitung, 30. November 2007